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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 16.03.2017


Holly Macve - Golden eagle
Silvy Pommerenke

Frischer musikalischer Wind bzw. eher eine leichte Brise aus Irland: Holly Macve bezaubert mit ihrem Debütalbum und präsentiert ein ausgewogenes Konzept von Singer-Songwriter- und Country-Qualitäten mit ganz viel Raum für große Gefühle!




Die Inspirationsquellen der 21-Jährigen sind Bob Dylan, Leonard Cohen und Johnny Cash – was ihrer Musik unschwer anzuhören ist. Geprägt wurde sie wohl auch von ihrer Familie, denn ihr Großvater war klassischer Komponist, ihre Mutter singt ebenfalls, und da passt natürlich auch die Geschichte dazu, dass die kleine Macve längst schon sang, bevor sie mit dem Sprechen angefangen hat. Und die Entdeckungsgeschichte der Irin klingt auch wie ein Märchen, denn als sie eines Abends auf bei einem Open Mic-Abend in einer kleinen Kellerbar in Brighton spielte, da wurde sie von ihrem jetzigen Label-Boss Simon Raymonde entdeckt. Laut ihm wurde der gefüllte Raum mit angetrunkenem und tuschelndem Publikum von einer auf die andere Sekunde still, als Holly Macve die Bühne enterte und anfing zu singen. Kurz darauf saß die Irin bereits mit Produzent Paul Gregory in einem Studio in Newcastle zusammen und begann die Arbeit an ihrem Debütalbum.

"Heartbreak blues", "Sycamore tree" und "No one hast he answer" sind klassische Western- und Country-Songs, die mit Steelguitar und downbeat-Tempo daherkommen – und einem signifikanten Kieksen in der Stimme der Sängerin. Insgesamt halten sich aber die Country- und Western-Elemente auf Holly Macves neuen Album zurück und überwiegend forciert sie ihre Songs in einem Singer-Songwriter-Style. "The corner of my mind" und "All of its glory" wecken tatsächlich Erinnerungen an Leonard Cohen und "Shell" wirkt für Macves Musik geradezu fröhlich und ausgelassen. Stellenweise erinnert die Irin Macve auch an ihre amerikanische Kollegin, der frühen Lana del Rey - nicht nur, was ihre tragisch-romantische Musik betrifft, sondern auch das Aussehen der beiden Frauen ist (blond, schlank, voller Mund, verträumter Blick aus großen Augen und siebziger Jahre Stil) ähnelt sich.

Auf jeden Fall ist Macve ein großer Wurf mit ihrem Debütalbum gelungen. Ausgewogen und reif klingt es, als hätte sie bereits seit Jahrzehnten Bühnenerfahrung und hätte Dutzende von CDs aufgenommen. Textlich behandelt sie Selbstzweifel (aber auch Selbstfindung), gebrochene Herzen und Verluste. All das eben, was ein Twentysomething so umtreibt und was auch mit zunehmendem Alter immer noch Dauerbrenner im Privatleben ist. "Aus Qualen Perlen" - wie sich einst Ellen Key, schwedische Reformpädagogin und Schriftstellerin, über Rainer Maria Rilke äußerte -, ist auch zutreffend auf "Golden eagle".

Holly Macve steht erst ganz am Anfang ihrer musikalischen Laufbahn, feierte aber bereits im Rahmen des letztjährigen Reeperbahn Festivals ihre Live-Premiere in Deutschland, wurde dort zum Anchor Award 2016 nominiert (damit werden vielversprechende, internationale Talente der Musikszene ausgezeichnet) und trat auch bei Ray Cokes Reeperbahn Revue auf. Spannend, was da noch in Zukunft von ihr kommen wird! Live ist sie zurzeit zwar auf Tournee, beschränkt sich aber vorläufig auf die USA und das europäische Ausland – bis nach Deutschland kommt sie wohl erst einmal nicht…

AVIVA-Tipp: Freundinnen der leisen Töne finden Tiefenentspannung und großes Gefühl auf dem Debütalbum von Holly Macve. Herzschmerz musikalisch verpackt in ein zartes Country-Gewand mit deutlichem Schwerpunkt auf Singer-Songwriter-Qualitäten. Die junge Irin ist tatsächlich "a rare gift"!

Holly Macve
Golden eagle

Label: PIAS / bella union
VÖ: März 2017

Holly Macve im Netz: www.hollymacve.com

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Silvy Pommerenke